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Prignitzer Kleinbahnmuseum Lindenberg und der »Pollo«

«Lieber Pollo! Grüß in Kyritz mir die Knatter, die Stepenitz in Perleberg, in Pritzwalk grüß die Dömnitz, Du selbst sei auch gegrüßt, mein Zwerg aus der Gemeinde Lindenberg« …

… thronten die Worte vom Lindenberger Gastwirt Kiekbach auf der Abschiedsfahrt der Westprignitzer Kreiskleinbahn. Unermüdlich transportierte die Schmalspurbahn zwischen 1897 und 1971 landwirtschaftliche Güter und die Menschen der Region von und zum einstigen Verkehrsknotenpunkt Lindenberg. Über 200 Güterwagen verschiedener Gattungen und 24 verschiedene Dampfloks waren auf dem Netz unterwegs. Umso schwerer fiel den Menschen der Abschied von ihrem »Pollo«, wie sie ihre Kreiskleinbahn liebevoll bezeichneten. Den Namen erhielt die Bahn schon zur feierlichen Jungfernfahrt. Denn für den Dackel Pollo war eines klar: So ein schnaubendes, großes Ungetüm in seinem Wald gehört verbellt. Und so lief der Dackel des Försters dem Zug todesmutig entgegen. Der Förster rief nach seinem Hund und die umstehenden Menschen am Wegesrand, die der Eröffnung der Kleinbahnstrecke beiwohnten, stimmten freudig ein und feuerten den Zug an. Selbst zwei Jahrzehnte nach Stilllegung der Bahn geriet der Pollo nicht in Verrgessenheit. Die Freunde der einst verschwundenen Bahn machten sich daran, die Relikte der Zeit zusammenzutragen und den Pollo aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken.

Was einst mit einer kleinen Ausstellung zur Kleinbahn in einem Güterwagen auf einem stillgelegten Gleis begann, verselbstständigte sich schnell. Vor dem Eisenbahnerwohnhaus entstand ein Ausstellungsgleis für einen ganzen Zug, das mittlerweile seinen festen Sitz in einem Museum in Lindenberg gefunden hat. Zeitgleich mit dem Museum wurde dem Pollo ein dampfendes Denkmal gesetzt. Es wurden Gleise gewonnen und 750 mm-spurig umgebaut. Eine Originaldampflok und zwei Personenwagen konnten erworben und in Lindenberg auf das neue Ausstellungsgleis gestellt werden. Viele Relikte hatten die Zeit überstanden: Personenzüge und Waggons, die zu Gartenlauben, Hühnerställen und sogar Bienenstöcken umfunktioniert wurden, konnten geborgen und in vielen Arbeitsstunden originalgetreu wieder aufgearbeitet werden. Mit einer geliehenen Dampflok setzte sich nach über 30 Jahren im Mai 2002 wieder ein Zug auf schmalen Gleisen durch die Prignitz in Bewegung.

Mittlerweile begibt sich die einzige Schmalspurbahn Brandenburgs auf der neun Kilometer langen Strecke zwischen Lindenberg und Mesendorf unter Dampfen und Schnauben an ausgewählten Fahrtagen zu einer halbstündigen Fahrt in Gang. Vom Platz auf der hölzernen Bank gleich neben einem alten Ofen in dem originalgetreuen Personenwagen oder vom Aussichtswagen aus kommt ein nostalgisches Gefühl auf, während auf den Feldern Rehe und Feldhasen neugierig den schwarzen Koloss bei seiner Fahrt beäugen. Umhüllt vom rhythmischen Klappern der Zugräder auf den Schienen zieht die Prignitzer Landschaft vorbei – ausgedehnte Felder, dichte Wälder und verträumte Dörfer. Historisch aufgebaute Bahnhöfe, uniformierte Reichseisenbahner und restaurierte Originalfahrzeuge – zurückdrehen können die Eisenbahnfreunde des Pollo die Zeit nicht. Entlang der Strecke lebt trotzdem die Atmosphäre der 60er-Jahre auf.

Nähere Informationen zu den Fahrtagen, Sonderveranstaltungen und dem Museen findest du auf:

In unserem Blog stellen wir dir Christian Gruss vor. Er ist Bahner mit Leib und Seele und eines der über 100 Mitglieder des Vereins Prignitzer Kleinbahnmuseum e.V.
Wie er als Berliner zum »Pollo« kam und warum ihm die Arbeit im Verein so viel Spaß macht, kannst du im Blog nachlesen.

Kopfmotiv: Markus Tiemann
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