Die Ursprünge der Burg Lenzen gehen bis in die Slawenzeit zurück. Im Museum wird die Geschichte der Stadt mit vielen Exponaten nacherlebbar. Burgpark und Kräutergarten laden zu Spaziergängen ein.
Burg Lenzen, das Besucher- und Tagungszentrum im Herzen des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, erhebt sich malerisch über die brandenburgische Elbtalaue. Faszinierende Naturerlebnisse sowie eine erholsame Ruhe und Flussidylle am beliebtesten Fernradweg Deutschlands, dem Elberadweg.
Das Besucherzentrum mit verschiedenen Dauerausstellungen und wechselnden Sonderausstellungen gewährt interessante Einblicke in die Natur- und Kulturgeschichte der Elbtalaue. Hier erhalten sie Tipps für spannende Erkundungstouren in eine der letzten naturnahen Flusslandschaften Mitteleuropas. Auch das Grüne Band, nationales Naturerbe und Denkmal der deutschen Geschichte, lässt sich rund um Lenzen hautnah erleben.
Die Burg
Als älteste Stadt der Prignitz blickt Lenzen auf eine über tausendjährige Geschichte zurück. Vermutlich im 8. Jahrhundert ließen sich Slawen im Urstromtal der Elbe nieder. Sie errichteten am Standort der heutigen Burg Lenzen eine ringförmige Befestigungsanlage – die Burg Lunkini. Schriftlich erwähnt wurde Burg Lunkini erstmals im Jahre 929, als König Heinrich I., gereizt durch die aufständischen Slawen, seine Truppen über die Elbe schickte, um die »Slawische Königsburg« einzunehmen. Trotz des errungenen Sieges über die Slawen im Jahre 929 dauerte es noch fast zwei Jahrhunderte, bevor die Prignitz kolonisiert und christianisiert werden konnte. Mit dem großen Wendenkreuzzug 1147 endete die slawische Herrschaft in der Prignitz.
Danach gelangte die Burg in den Besitz der deutschen Adelsfamilie Edle Gans zu Putlitz. Auf dem slawischen Burgwall wurde eine frühdeutsche Burg errichtet. Aus dieser Zeit im 13. Jahrhundert stammt der heute noch vorhandene Burgturm mit seinem über drei Meter mächtigen Wänden. Das Mittelalter war die Zeit der Vögte und Raubritter auf der Burg Lenzen. Im gesamten 15. Jahrhundert gerieten Lenzen und Burg weiterhin – oft als Pfand – in immer wieder andere Besitzverhältnisse. Im 17. Jahrhundert forderte der Dreißigjährige Krieg seinen Tribut auch in Lenzen: die Einwohnerzahl sank von 3.000 auf 300, die Burg wurde stark beschädigt, Zinnen und Erker mussten abgetragen werden. 1767 wird das Amt Lenzen aufgelöst und die Burg von Friedrich dem Großen veräußert. Es beginnt eine Zeit von wechselnden Erbpachten und Privatbesitzen in der Geschichte der Burg.
Nach dem Krieg, 1953, wurden Burg und Grundstück durch Enteignungsverfügung der DDR-Behörden der Familie Renner entzogen. Burg Lenzen wurde zum Altersheim. Die Einrichtung des Parteiveteranenheims sicherte den nötigsten Erhalt der Bausubstanz. Dennoch gefährdeten Versorgungsengpässe und Materialknappheit den Erhalt der historischen Burganlage. Nach dem Fall der Mauer erhielt Frau Kreckel, geborene Renner, die Burg Lenzen als Eigentum der Familie zurück. Sie schenkte die Burg Lenzen 1993 dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, Landesverband Niedersachsen e.V. mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass dieser die Burg im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes erhalten und nutzen möge.
Der NaturPoesieGarten
Von der Ostterrasse der Burg gelangt man über zwei Treppen in den historischen Parterregarten, ein besonderes Schmuckstück des Burgparks. Mitten im Froschbrunnen steht Fauna, »Das Badende Mädchen«, umgeben von historischen Rosen mit wohlklingenden Namen wie Reine des Centfeuilles oder Orpheline de Juillet. Am Wegesrand stehen Notenständer mit barocker Lyrik. Hier beginnt der erlebnisreiche NaturPoesieGarten: Ein naturnaher Tümpel, blütenreiche Kräuterwiesen, Staudenbeete und Gehölzinseln bieten Schmetterlingen und Heuschrecken, Fledermäusen und Amphibien idealen Lebensraum und bieten beste Beobachtungsmöglichkeiten. Die besondere Verbindung von Natur und Poesie schaffen neun Kunstwerke mit naturphilosophischen Zitaten, die man entlang des Weges entdecken kann. Unweit des Barockgartens stößt man, unterhalb einer mächtigen Pappel gelegen, beispielsweise auf einen gepflasterten Kreis mit einer riesigen gedellten Kugel, später auf einen Spiegel oder das Pult mit illustrierter Lyrik. Wandeln Sie auf den Spuren verschiedener Naturphilosophen durch die Jahrhunderte. Verweilen Sie und lassen Sie Ihre Gedanken schweifen zum Verhältnis von Mensch und Natur.
AuenReich
Auf einem etwa 400 Meter langen Rundweg erstreckt sich das deutschlandweit erste interaktive Auenerlebnisgelände. An sechs Stationen werden die Leistungen einer Flussaue und ihre beeindruckende Biodiversität präsentiert. Interaktive Exponate sowie Sinnes- und Erlebnisstationen laden und zum Relaxen, Staunen und Mitmachen ein.
Das Gelände des AuenReichs liegt eingebettet zwischen alten Baumriesen und Flussläufen im weitläufigen Park der Burg. Der Lebensraum Flussaue lockt Sie hier etwa an einen Wasserspieltisch des »WasserReiches«. Dort können sie eine Flusslandschaft anlegen und testen, wie diese bei Hochwasser aussehen würde. Mit Sand und Lehm gestalten sie Flusslauf samt Deich, anschließend heißt es mit einer Pumpe »Wasser marsch!« und es zeigt sich, ob ein Hochwasser die Deiche bedroht oder der Fluss ausreichend Raum hat, sich auszubreiten. Ein weiteres Highlight ist die Baumhängebrücke im »WaldReich«. Hier lassen sich mit fest installierten Auenfernrohren scheue Arten erkunden, die in einem Auenwald leben. Und für alle, die es gemütlich angehen lassen wollen, stehen im »GenussReich« zwei Auenliegen bereit. Hier gilt: Augen zu und Ohren auf, um die vielfältigen Geräusche der Aue ganz bewusst wahrzunehmen. So lernen Interessierte an insgesamt sechs interaktiven Outdoor-Stationen nach und nach die faszinierenden Facetten einer Flusslandschaft kennen – vom Boden über Wasser bis hin zu Auwäldern. Die Flusslandschaft Elbe werden sie künftig sicher mit anderen Augen sehen!
Ausstellungen
Flusslandschaft am Grünen Band
Über vier Etagen bis hoch in die Kuppel des mittelalterlichen Burgturms wird die Flusslandschaft Elbe mit ihren typischen Lebensräumen und seltenen Tier- und Pflanzenarten veranschaulicht. Zentrales Thema der Ausstellung ist der Landschaftswandel der Elbtalaue über die Jahrhunderte. Ein »Blaues Band« aus Touch Screens zeigt anhand von Luftbildern und historischen Karten, wie die Dynamik des Wassers die Landschaft formte und der Mensch den Naturraum gestaltet. Ein wasserdurchflutetes Modell und ein Film im Turm-Kino verraten, wie das europaweit einzigartige Naturschutzgroßprojekt »Lenzener Elbtalaue« funktioniert. Eine besondere Attraktion für Jung und Alt ist der virtuelle Flug auf dem Rücken einer Wildgans in der Turmkuppel und der faszinierende Ausblick aus luftiger Höhe auf die Elbtalaue.
Stadtgeschichte Lenzen
Im Museum für Stadtgeschichte(n) ist die historische und kulturgeschichtliche Entwicklung Lenzens von der Ur- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart eindrucksvoll dokumentiert. Herzstück der Ausstellung ist ein Diorama, das mit rund 8000 Zinnfiguren die Schlacht bei Lenzen zwischen Slawen und dem ostfränkischen Reich aus dem Jahre 929 zeigt.
Geheimtipp: »Der Böse Ort«
Die neu geschaffenen Überschwemmungsflächen an der Elbe sind ein Paradies für Biber, Störche, seltene Wasservögel und gefährdete Pflanzen. Die Auenwildnis lässt sich besonders gut vom »Auenblick« aus genießen. Direkt auf dem Elbdeich gelegen, bieten sich von hier besondere Einblicke in das derzeit größte Rückdeichungsgebiet Deutschlands, wo wieder der natürliche Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser die Landschaft formt und sich ein typisches Mosaik aus verschiedenen artenreichen Lebensräumen entwickelt hat. Beeindruckend ist der Blick auf die riesige Flussschleife, die wegen der schwierigen Befahrbarkeit mit großen Frachtschiffen den Namen »Böser Ort« bekam. Die ausgedehnte Sandbank auf dem gegenüber liegenden niedersächsischen Elbufer wird je nach Jahreszeit gern von riesigen Trupps von Kiebitzen, Gänsen und Enten zur Rast genutzt. Genauso faszinierend ist der Blick in die »neue« Aue. Hier prägen die Flutrinnen, umgeben von großzügiger Weidelandschaft und Auwaldpflanzungen unterschiedlichen Alters, die Landschaft. Eine besondere Attraktion sind die Liebenthaler Wildlinge, eine Wildpferderasse, die hier als Landschaftsgestalter das ganze Jahr über zu beobachten sind. Sie erreichen den »Auenblick« mit dem Fahrrad entlang des Elberadweges oder zu Fuß vom »Bösen Ort« aus.
GPS-Radtour Auenwildnis am Grünen Band
Bei einem Tagesausflug in die Flusslandschaft Elbe lernen Sie unter fachkundiger Begleitung einen der schönsten Abschnitte des Grünen Bandes kennen.
Der Besuch der Ausstellung »Flusslandschaft am Grünen Band« und des Museums für Stadtgeschichte(n) in der Burg bietet eine Einführung in Thema und Region. Dann erkunden Sie auf einer geführten Radexkursion die Auenwildnis mit ihrer vielfältigen Vogelwelt, erfahren Spannendes über die Elbe, Auenökologie und Hochwasserschutz.
diese und andere Pauschalen sind auch mit Übernachtung buchbar
Burg Lenzen
www.burg-lenzen.de