In den kalten Monaten haben Kohlgerichte wieder Saison. In der Prignitz ist aber Kohl nicht einfach Kohl. Hier kommt ab Mitte November der »Knieperkohl« auf die Teller. Diese deftige und zugleich gesunde regionale Spezialität hat eine lange Historie und gilt als Prignitzer »Nationalgericht«.
Das Sauergemüse Knieperkohl, auch bekannt als »Knieper« oder »Sur’n Hansen«, wird aus verschiedenen Kohlsorten hergestellt und meist mit Eisbein, Kassler, Lungenwurst oder Knacker sowie Kartoffeln serviert. Der Knieperkohl entstand im Dreißigjährigen Krieg: Durch Plünderungen und Seuchen im Krieg lebte in der Prignitz nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Bevölkerung. Im Winter aßen die Menschen sonst Sauerkraut, doch in dem verwüsteten Landstrich gab es wenig zu essen, Weißkohl war nicht mehr vorhanden. So entschlossen sich die Prignitzer in der Not, blauen Stangenkohl zu säuern, der eigentlich reines Viehfutter ist. Als bessere Zutaten verfügbar waren, ergänzte und verfeinerte man die Rezeptur. Heute besteht Knieperkohl meist aus Weißkohl, Grünkohl und Braunkohl zusammen mit Wein-, manchmal auch Kirschblättern. Der Kohl wird kleingeschnitten und in Wasser aufgekocht, anschließend ausgedrückt, eingesalzen und schichtweise mit den Wein- und Kirschblättern in Steintöpfe gepresst und beschwert, so dass die Blätter unter der sich bildenden Flüssigkeit verbleiben und für vier bis zehn Wochen milchsauer vergären.
Knieperkohl gibt es mittlerweile in vielen Varianten – ob traditionell wie bei Muttern oder ländlich-experimentell, der Knieper schmeckt vielfältig. Das klassische Rezept nach Großmutters Art ist und bleibt aber ein absoluter Renner:
Zutaten für vier Personen:
Zubereitung:
Den Schweinebauch mit den Zwiebeln und den Gewürzen ankochen, sodass eine kräftige Brühe entsteht.
Eine Schmorpfanne mit dem Rauchspeck auslegen. Knieperkohl darauf füllen, Schmalz auf dem Kohl verteilen und mit der Brühe übergießen.
Rund 2 – 3 Stunden bei 120 – 150 °C im Ofen schmoren lassen. Portionsgerecht Schweinebauch und Lungenwürste dazugeben.
Je nach gewünschter Konsistenz den Rest der Brühe dazugeben und ohne Deckel weiter schmoren, bis alles gar ist. Abschmecken.
Dazu Salz- oder Pellkartoffeln reichen.
Guten Appetit!
Pritzwalk gab sich den Namen »Knieperstadt« und setzte damit ein besonderes Zeichen für unsere regionale Spezialität. Auch die Marke »Knieperkohl« ist geschützt.
Tipps zur Knieperstadt Pritzwalk, Rückblicke auf Veranstaltungen, Informationen und Fotos von den Kohlsorten und Rezepte:
Kniepermarkt in Pritzwalk:
16. November 2024 Pritzwalker Knieper- und Regionalmarkt 10:00 Uhr - 16:00 Uhr
Hier ist auch die Knieperfibel erhältlich – das Nachschlagewerk zur Spezialität mit viel Geschichte und Geschichten, Zubereitungsempfehlungen, Fotos und Infos zu Pritzwalk und zur Region.
Videos und Neuigkeiten hält der Knieperfuchs (Horst Fenske vom »Deutschen Haus« in Pritzwalk) bereit.
Der Knieperkohl oder Sur’n Hansen gilt als das Prignitzer »Nationalgericht«, das vor allem im Winter genossen wird.
Der Knieper besteht aus verschiedenen Kohlsorten, vor allem dem Markstammkohl, die sauer eingelegt werden. Nach etwa sechswöchiger Gärung ist der Knieper fertig. Besonders lecker ist er geschmort mit Speck, Eisbein oder Kohlwurst.
Nicht nur in der »Knieperstadt« Pritzwalk gibt es ganzjährig die verschiedensten Varianten des Gerichtes, man kann auf Kniepertour gehen oder einen ganzen Knieperabend verbringen.