Abwechslung, Reichtum, Fülle, Erlebnis, Kultur und Geschichte sind nur einige der Wörter, die einem zum Grünen Band Deutschland einfallen. Es durchquert auf knapp 1.400 Kilometern bis auf den alpinen Bereich und das Alpenvorland alle in Deutschland vorkommenden Landschaften – von der Ostsee bis ins sächsisch-bayerische Vogtland. Als Naturschutzgebiet bietet es 1.200 bedrohten Arten ein Zuhause und erinnert an die Überwindung der Teilung Deutschlands.
Das Grüne Band ist eine Lebenslinie und ein Stück Wildnis mit großartigen und sehenswerten Biotopen: Altgrasfluren, Busch- und Waldparadiesen, Sümpfen, blühenden Heiden, naturnahen Flüssen und kristallklaren Seen. Es ist ein buntes Mosaik vielfältiger Lebensräume. Und genau dieser Umstand macht das Grüne Band inzwischen für Touristen aus Nah und Fern attraktiv. Es ist die Fülle der Natur, die Suche nach der letzten Wildnis in Deutschland, das Erleben geschichtsträchtiger Orte … das Erlebnis Grünes Band.
Seit 2005 beschreitet der BUND gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) neue Wege, um den Schutz des Grünen Bandes, des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens, auf eine breitere Basis zu stellen: Das Grüne Band wird nicht nur als Rückzugsraum für bedrohte Tiere und Pflanzen erhalten, sondern auch schonend als Naturerlebnisraum entwickelt.
Von 2007 bis 2011 konnten drei Modellregionen in Deutschland die Idee unter dem Motto »Erlebnis Grünes Band« realisieren. Das Vierländereck zwischen Elbe, Altmark und Wendland gehörte neben dem Nationalpark Harz und den Naturparken Thüringer Wald, Schiefergebirge und Frankenwald zu den drei ausgewählten Modellregionen.
Ein Schwerpunkt im Vierländereck lag auf verschiedenen Schutz- und Pflegemaßnahmen im Grünen Band. Sie wurden vorrangig dort durchgeführt, wo wertvolle Lebensräume in der Vergangenheit beeinträchtigt wurden oder zu verschwinden drohten.
Doch auch Heiden, Trockenrasen und offene Sanddünen gehören zu den ökologisch wertvollen Lebensräumen im Günen Band. Durch zunehmende Kieferbewaldung und Verbuschung sind diese Flächen aber vielerorts in ihrem Naturschutzwert beeinträchtigt. Pflegemaßnahmen wie Entbuschung und Entfernen des Kiefernaufwuchses konnten im Projektverlauf dieser negativen Entwicklung Einhalt gebieten. Erfolge wurden hier zum Beispiel in den Kiefernwaldgebieten nördlich Arendsee und an den Binnendünen entlang der Elbe erzielt. Inzwischen haben sich hier verschiedene gefährdete Arten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke oder die Harlekinspinne neu angesiedelt. An den Pflegemaßnahmen beteiligten sich auch engagierte Jugendliche im Rahmen mehrerer Workcamps.
Um Einheimischen und Besuchern Natur, Geschichte und Kultur am Grünen Band nahe zu bringen, wurden 50 verschiedene »Grenzerfahrungspunkte« entlang des Grünen Bandes entwickelt. Dazu gehört zum Beispiel ein neu erschlossener Grenzturm am Fähranleger Lenzen. Verknüpft wurden die Grenzerfahrungspunkte über den rund 190 km langen Vier-Länder-Grenzradweg sowie einige regionale Wander- und Radrouten. Unter dem Motto »Faszination Vogelzug« konnten geführte Exkursionen zu Rast- und Schlafplätzen von nordischen Gänsen, Schwänen und Kranichen angeboten werden. 30 Gästeführer aus der Region nahmen an einer Weiterbildung teil und konnten sich so mit den verschiedenen Facetten des Grünen Bandes vertraut machen.
In Kooperation mit Schulen und Freizeiteinrichtungen entstanden spezielle Projektwochen für Kinder und Jugendliche, auch arbeiteten Schüler gemeinsam mit Künstlern aus der Region daran, ausgewählte Aspekte des Grünen Bandes über selbst geschaffene Kunstobjekte abzubilden.
Für Politiker, Touristiker und die Öffentlichkeit ist das Grüne Band in der Region zu einem Begriff geworden, der für wertvolle Natur, aber auch erlebbare Angebote für Einheimische und Besucher steht. Infolge des Projektes haben sich Landkreise und einige Kommunen zusammengeschlossen, um gemeinsam mit dem Trägerverbund Burg Lenzen und dem BUND die gelungene Kooperation »Erlebnis Grünes Band« fortzuführen.
Das Grüne Band, einst innerdeutsche Grenze und Todesstreifen, ist heute ein Gebiet voller Leben, ein vielfältiger Naturraum mit einzigartiger Geschichte und Kultur. Hier, im Vierländereck, treffen die Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit der Prignitz aufeinander. Abwechslungsreiche Landschaften, in denen bedrohte Tier- und Pflanzenarten einen geschützten Lebensraum finden, machen das vom naturnahen Flusslauf geprägte Gebiet zu einem Eldorado für Naturliebhaber im UNESCO Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Ausgeschilderte Grenzerfahrungspunkte weisen Besucher während ihrer Tour entlang des rund 190 Kilometer langen Vier-Länder-Grenzradweges auf Besonderheiten am Wegesrand hin: Seien es seltene Lebensräume, Pflanzen oder Tiere, Reste slawischer Besiedlungen oder Relikte der deutschen Teilung wie Grenztürme und geschleifte Dörfer.
Mehr Informationen erhalten Sie in der Erlebniskarte:
Auf über vier Etagen, bis hoch in die Kuppel des mittelalterlichen Burgturms, lernen Sie auf anschauliche Weise die Flusslandschaft Elbe in ihrer ganzen Vielfalt kennen. Neben typischen Lebensräumen und seltenen Tier- und Pflanzenarten des UNESCO-Biosphärenreservates vermittelt die Ausstellung Einblicke in die historische und aktuelle Landnutzung, in Aspekte wie Hochwasserschutz, Schifffahrt und Fischerei. Zentrales Thema der Ausstellung ist der Landschaftswandel der Elbtalaue über die Jahrhunderte. Am interaktiven Multi-Touch-Tisch im Burgturm lernen Sie die unglaubliche Vielfalt in der Flussaue kennen und erfahren, welche bedeutenden Leistungen sie sonst noch bereithält. Ein Bildschirm-Mikroskop sorgt für Entdeckermomente bei kleinen und großen Forschern. Eine besondere Attraktion für Jung und Alt ist der virtuelle Flug auf dem Rücken einer Wildgans in der Turmkuppel und der faszinierende Ausblick aus luftiger Höhe auf die Elbtalaue.
Die neu geschaffenen Überschwemmungsflächen an der Elbe sind ein Paradies für Biber, Störche, seltene Wasservögel und gefährdete Pflanzen. Wir möchten Sie einladen, die neue Auenwildnis vom »Auenblick« aus, einem besonderen Naturerlebnispunkt, zu genießen. Direkt auf dem Elbdeich gelegen, bieten sich von hier besondere Einblicke in das derzeit größte Rückdeichungsgebiet Deutschlands, wo wieder der natürliche Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser die Landschaft formt und sich ein typisches Mosaik aus verschiedenen artenreichen Lebensräumen entwickelt hat. Genauso faszinierend ist der Blick in die »neue« Aue. Hier prägen die Flutrinnen, umgeben von großzügiger Weidelandschaft und Auwaldpflanzungen unterschiedlichen Alters, die Landschaft. Eine besondere Attraktion sind die Liebenthaler Wildlinge, eine Wildpferderasse, die hier als Landschaftsgestalter das ganze Jahr über zu beobachten sind.
Sie leben ganzjährig unter freiem Himmel, vermehren sich und pflegen ein Sozialverhalten wie Wildpferde. Einmal jährlich werden sie eingefangen, um eine Wurmkur zu erhalten. Einen Hufschmied kennen die Tiere nicht; ständig in Bewegung nutzen sie ihre Hufe auf natürliche Weise ab. Wenn die Zehen zu lang werden, brechen sie einfach weg. Der Mensch muss aber manchmal eingreifen: Um Inzucht zu vermeiden, werden die Junghengste aus der Herde entfernt.Das Liebenthaler Pferd, dessen Stockmaß zwischen 130 und 145 cm liegt, ist eine Rückzüchtung aus alten europäischen Pferderassen, wie Fjord-Pferd, Konik und dem Przewalskipferd in Richtung des im 19. Jahrhundert ausgestorbenen Tarpans. Der Tarpan lebte ursprünglich in der eurasischen Steppe. Eine vollkommene Rückzüchtung ist nicht möglich, weil sein Erbgut mit dem Aussterben verloren ging. Das Liebenthaler Pferd ist nach dem brandenburgischen Dorf Liebenthal benannt, wohin der Bestand von rund 80 Tieren von der Landesregierung nach dem Tod des Züchters 1996 umgesiedelt wurde.