»Dieser Stein erinnert an den 14.02.1842. Hier geschah um 10.57 Uhr NICHTS!« Humor haben sie ja, in Kyritz. Kein Wunder, dass einem schon zur Begrüßung Mord und Totschlag angeboten wird. Aber keine Sorge, diese Reise werden Sie überleben und die Stadt hat weit mehr als nichts zu bieten. Der Marktplatz und seine Seitenstraßen sind geprägt durch traditionelle Fachwerkhäuser und repräsentative Wohn- und Geschäftshäuser. Das älteste Bauwerk der Stadt ist das Franziskanerkloster. Der Architekturmix macht den Reiz von Kyritz an der Knatter aus. Ob es nun der berühmte Volksmund oder ein guter Marketingstratege war – auf jeden Fall ist Kyritz mit der Knatter viel berühmter als ohne. Während früher die Mühlen des Städtchens im Osten der Reiseregion Prignitz klapperten, geht es heute erholsam zu. Die Stadt schmiegt sich an das Landschaftsschutzgebiet »Kyritzer Seenkette«. Wie an einer Perlenschnur aufgezogen erstrecken sich die Seen des Ober- und Untersees.
Der Klempowsee ist der südlichste Ausläufer der 22 Kilometer langen Seenkette. Nicht weit von der Altstadt Wusterhausens entfernt, locken zur warmen Jahreszeit das Strandbad und reetgedeckte Bootshäuser Ausflügler in die Stadt der zwei Gesichter. Zum einen ist da die grüne Stadt am Wasser, zum anderen die märkische Ackerbürgerstadt. Markante Gebäude auf dem Marktplatz sind nicht nur das spätklassizistische Rathaus und die Stadtkirche, sondern auch das Barockhaus Am Markt 3 mit Wegemuseum und Bibliothek. Das Wegemuseum zeigt auf anschauliche Weise den Einfluss der Lage einer Stadt an einem Fernweg – in diesem Fall die Dosse und die Strecke Berlin-Hamburg – auf die Stadtentwicklung. Vom slawischen Einbaum bis zur Transitverbindung BRD-Westberlin handeln viele Geschichten des Museums und auch der berühmte Pilgerweg zwischen der Wunderblutkirche St. Nikolai in Bad Wilsnack und Berlin führt – wie sollte es anders sein – über Wusterhausen.
Fortbewegung anderer Art gibt es in Neustadt (Dosse). Hier ist man meist hoch zu Ross unterwegs und das hat einen guten Grund: Neustadt (Dosse) ist so etwas wie die Hauptstadt der Pferdezucht in Brandenburg. Hier hat das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt seinen Sitz. Nicht nur für Freunde des Pferdesports, sondern auch Architekturliebhaber finden Gefallen an dem Gebäudeensemble. Es gilt als Kleinod preußischer Baukunst, nicht umsonst wird das Gestüt als »Sanssouci der Pferde« bezeichnet.
Datum: 2. bis 4. Juni 2023