Prignitzer Kopf: Christian Gruss
Christian Gruss ist Eisenbahner mit Leib und Seele
»Wenn man seine ganze Freizeit damit verbringt, hobbymäßig eine historische Eisenbahn zu betreiben, dann muss man einen Schatten haben.« Christian Gruss lacht, als er bescheiden vom Engagement des Vereins Prignitzer Kleinbahnmuseum e.V. erzählt. Er ist eines der über 110 Mitglieder des Vereins. Der Schrank von Christian Gruss ist voll. Modische Hoodies und Sneaker sucht man hier vergebens. Dafür mangelt es ihm nicht an Uniformen. Originale Reichsbahnuniformen hat ihm ein Bekannter geschenkt. Wenn erfahrene Eisenbahner ihn auf seinen Dienstgrad an der Schulter seiner Uniform ansprechen, muss er mit einer Antwort nicht zögern. Kein Wunder, denn der 26-Jährige ist Eisenbahner mit Leib und Seele. »Die Eisenbahn zieht sich durch mein Leben«, sagt er selbst. Geboren in Berlin und mit einem Faible für Technik lernte er bei der Parkeisenbahn Wuhlheide den Eisenbahnbetrieb kennen. Dank eines Freundes kam er 2014 zum Pollo. Hier kann er seine Leidenschaft für historische Züge ausleben.
Zu seinen Lieblingsfahrten zählt er die Dampflokeinsätze im Mai und Oktober. Seine erste Fahrt bestritt er allerdings als Fahrkartenprüfer während der Nikolausfahrtage. Seitdem ist er ungefähr zwölfmal im Jahr für den Pollo vor Ort im Einsatz. Anzutreffen ist er nicht nur an Fahrtagen, sondern auch zu Arbeitseinsätzen in der Werkstatt oder am Gleis. Dafür bringen er und die Vereinsmitglieder viele Urlaubstage und Freizeit auf. Mittlerweile hat er nicht nur seine Ausbildung als »Chef auf dem Zug« – wie der Zugführer mit der roten Schärpe gern genannt wird – sondern auch als Lokführer für Dieseltriebfahrzeuge abgeschlossen. Was er in seinem Masterstudium »Verkehrswesen« an der TU Berlin und während seiner Arbeit in der Betriebsplanung für die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft lernt, kommt ihm auch im Verein zugute. Hobby, Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, ist eine Herausforderung, doch Christian Gruss schätzt das Vereinsleben und die gemeinsame Leidenschaft. Von Beginn an fühlte er sich willkommen und genießt das gemütliche Beisammensein nach den Fahrtagen.
Was sich Christian Gruss in der Zukunft wünscht: Den Pollo möglichst lange so authentisch zu erhalten, wie er ist. Und wenn er Träume hat, dann von der Betriebsfähigkeit der eigenen Prignitzer Dampflok, die derzeit noch ihr Dasein im Lokschuppen fristet. Aber unmöglich erscheint es nicht, dass ein so engagierter Verein sogar das Wunder vollbringt, ein Prignitzer Original wieder unter Volldampf zu setzen.